In der Bar.

Der Barkeeper nimmt das Rührglas, einen Jigger und einen Tumbler. Den Tumbler stellt er vor sich auf die Barmatte am Thresen. Das Rührglas füllt er mit Eis. Er nimmt die Flasche und den Jigger in die Hand und gibt 40 Milliliter Bombay Sapphire Gin in das Rührglas. Es folgen 20 Milliliter Campari und 30 Carpano Antica Formula. Mit einem langen Barlöffel rührt er schnell und präzise die Mischung, sodass sich die Zutaten vermischen und eine kalte Temperatur bekommen. Dann nimmt er einen Strainer und gießt die Flüssigkeit in den Tumbler. Anschließend nimmt er eine Orange aus der großen Schale mit weiteren exotischen Früchten und schält ein Stück Schale herunter, dreht sie für die Aromatisierung sanft über dem Glas ein und legt sie liebevoll auf die Eiswürfel im Glas. Das passiert alles in etwa 10 Sekunden. „Heute fahren die voll auf Negronis ab“ ,meint er später zu seinem Kollegen. Der Negroni kommt mit fünf anderen Drinks auf Tisch 2. Die Barkeeper stehen zu dritt hinter der Bar, in der Mitte gibt einer die Bons weiter, er annonciert und kassiert und rechts und links von ihm je ein Barkeeper. Das Team ist eingespielt wie ein Zahnrad, jeder weiß, was zu tun ist.

Es ist kurz nach Mitternacht, das Lokal ist voll, vor dem Eingang steht eine meterlange Schlange. Die Musik ist laut, die Leute gut drauf. Es ist ein klassischer Freitag an einem warmen Hochsommertag. Ich befinde mich in einer Cocktailbar im ersten Bezirk Wiens. Eine Bar, die durch die Freiluftlocation unter dem dunklen Himmel Wiens brilliert. In der Mitte steht ein Pavillon mit einem Innenbereich, links davon sind zwei Barbereiche, auf der rechten Seite eine gemütliche Terrasse. An den Bäumen hängen blaue und rote Lichter, die kleinen, warmen Lampen auf den Tischen sorgen für eine angenehme Stimmung. Ich stehe am Eingang, begrüße Gäste und platziere sie zu ihren Tischen. Ich schlängle mich durch Menschentrauben und vollen Barbereichen. Alle arbeiten auf Hochtouren. Ich gehe im Laufschritt nach vorne zum Empfangspult, wo meine Vorgesetzten, das Lokal und das ausgebuchte Reservierungsportal voll im Blick haben. Wer darf rein, wer bleibt draußen, wer kann wo sitzen, wer darf wo stehen, wer muss wann aufstehen, wer darf vielleicht sogar länger bleiben. Wie ist die Stimmung, wie geht es den Bar- und Servicemitarbeitern, wie sehen die Umsätze aus. Das Mobiltelefon läutet andauernd, der ein oder andere Gast möchte diskutieren, der Security-Mitarbeiter redet ruhig auf ihn ein.

Einige Stunden später. Ich gehe zu Fuß nachhause. Es ist kurz nach halb vier Uhr.

Am nächsten Tag, das selbe Spiel. Diesmal fahren alle auf noch mehr auf Espresso Martini ab. Das Lokal ist wieder bestens besucht, die Musik ähnelt exotischem Funky Beats und hippigem Disco-House

Die Nacht ist noch jung.

Regina Mader

Regina Mader

schreibt und liest gerne. In ihrer Freizeit geht sie wandern und laufen. Aufgrund ihres derzeitigen Wohnortes fällt die Zahl der potenziellen Bergtouren spärlich aus. Das Einzige, was erklimmt werden kann, ist der Bisamberg oder das Riesenrad. Letzteres ist mehr schlecht als recht. Dafür gibt es in Wien schöne Gebäude. Sie kreierte Salty Mountain, um Gedanken loszuwerden und Denkanstöße zu schaffen.

https://www.saltymountainclub.com/
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